• 11.04.2024

Stellungnahme - TERRE DES FEMMES startet die „Initiative Schutz vor reproduktiver Ausbeutung“.

TERRE DES FEMMES e.V. hat die ,,Initiative Schutz vor reproduktiver Ausbeutung“ ins Leben gerufen, der sich bereits weitere Vereine und Expertinnen angeschlossen haben. Gemeinsam sprechen wir uns gegen die Legalisierung der sogenannten Eizellspende und der altruistischen Leih – bzw. Mietmutterschaft aus, wie sie derzeit in der Kommission der Bundesregierung für reproduktive Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin diskutiert wird.

Die "Initiative Schutz vor reproduktiver Ausbeutung" setzt sich für den Schutz von Frauen und Kindern im Rahmen des Geschäfts mit der sogenannten Eizellspende und „altruistischer Leihmutterschaft“ in Deutschland ein. Im Folgenden wird der Begriff Eizellabgabe verwendet.

Forderungen der Initiative

  • Jegliche Form von Eizellabgaben zur Erfüllung des Kinderwunsches dritter Personen in Deutschland muss verboten bleiben
  • Keine Legalisierung jeglicher Form von Leih- bzw. Mietmutterschaft, weil sie die Würde der Frau und des Kindes verletzt
  • Effektive Maßnahmen der Bundesregierung, um zu verhindern, dass deutsche StaatsbürgerInnen Leihmütter im Ausland beauftragen
  • Die Bundesregierung soll sich auf internationaler Ebene dafür einsetzen, im Rahmen der Menschenrechtsinstrumente die Ausbeutung von Frauen als Eizellgeberinnen sowie als Leihmütter wirksam zu unterbinden
  • Förderung der Frauengesundheits-, und Fertilitätsforschung. Eine frühere Aufklärung von Frauen über die eigene Fruchtbarkeit, um moderne Technologien im Bereich der Reproduktionsmedizin zur Erfüllung des eigenen Kinderwunsches, die die Rechte und Bedürfnisse der Kinder und die Gesundheit und Würde der beteiligten dritten Personen achten, rechtzeitig in Anspruch nehmen zu können
  • Förderung alternativer sozialer Familienmodelle sowie Aufklärungsmaßnahmen darüber, um diversere Formen der Familienplanung besser zu unterstützen (Adoption, Pflegefamilien, Co-Parenting)
  • Unterbindung von Werbung für die Techniken der Reproduktionsmedizin, die in Deutschland verboten sind
  • Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention (Art. 7. Recht auf Kenntnis der Eltern/Art. 35. Verbot des Handels mit Kindern)

Gründe gegen eine Legalisierung der „Eizellspende“ in Deutschland

Für die „Spenderin“ bestehen gravierende gesundheitliche Risiken, die mit einer Samenspende in keiner Weise vergleichbar sind. Auch für die Empfängerin bestehen medizinische Risiken, da durch die Fremd-DNA die Wahrscheinlichkeit von Schwangerschaftskomplikationen steigt. Des Weiteren kritisieren wir die vereinfachte Betrachtung der „Freiwilligkeit“ der vermeintlich „altruistischen Eizellspende“: In der Regel sind finanzielle Gründe ausschlaggebend, auch familiärer Druck kann zur Entscheidung beitragen und eine echte Freiwilligkeit ist kaum denkbar. Eine Legalisierung der „Eizellspende“ in Deutschland fördert die reproduktive Mobilität, da dennoch Kooperationen mit ausländischen Kliniken eingegangen werden müssen, um die Nachfrage in Deutschland zu decken. Somit können deutsche Rahmenbedingungen umgangen werden und die Einhaltung der Qualitätsstandards kann nicht gewährleistet werden. Die wirklichen Profiteure in diesem reproduktiven Geschäftsfeld sind die meist privaten Reproduktionskliniken in Spanien und anderen europäischen Ländern, die sich vielfach bereits in den Händen transnationaler Konzerne befinden. Die Gewinnorientierung seitens dieser Akteure ist verbunden mit eugenischen Gestaltungsfantasien. Geworben wird seitens der Kliniken mit der Wahrscheinlichkeit, ein Kind, ohne körperliche oder mentale Einschränkungen zu bekommen, denn die „Eizellspenderinnen“ werden umfassend auf genetische und gesundheitliche „Normalität“ untersucht. Es geht also um mehr als die Erfüllung privater Wünsche.

Gründe gegen eine Legalisierung altruistischer Leihmutterschaft in Deutschland

Sowohl altruistische wie auch kommerzielle Leihmutterschaft sind Formen des Menschenhandels, da hier ein Kind zum Vertragsgegenstand und somit zur Ware gemacht wird. Dieses Vorgehen verletzt sowohl die Würde der Leihmutter als auch die Würde des Kindes, da die Leihmutter vertraglich dazu verpflichtet wird, die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper für den Zeitraum der Schwangerschaft abzugeben. Dabei besteht die Gefahr der Ausbeutung, da Leihmütter in der Regel vulnerablen Gruppen angehören und starke Machtgefälle zwischen den verschiedenen AkteurInnen bestehen. Es kann in der Regel nicht von einer „altruistischen“ Leihmutterschaft gesprochen werden, da die Entscheidung, als Leihmutter ein Kind für andere auszutragen, nahezu immer finanziell motiviert ist (auch eine Aufwandsentschädigung stellt einen ausreichenden finanziellen Anreiz dar). Erfahrungsberichte anderer Länder zeigen hier ganz deutlich, dass auch die „altruistische Leihmutterschaft“ in kommerzielle Marktstrukturen eingebettet ist.

Seltene Fälle, in denen innerfamiliär ein Frauenkörper zur Kinderwunscherfüllung eines anderen Familienmitgliedes zur Verfügung gestellt wird, bergen erhebliche psychische Risiken und Herausforderungen für alle Beteiligten, insbesondere für das so entstandene Kind.

Durch das Konzept der Leihmutterschaft wird ein bestimmtes Rollenbild der Frau propagiert, nach dem diese sowohl selbstlos als auch solidarisch sein sollen und sich dabei für die Wunscherfüllung anderer zur Verfügung stellen.

Ethische und politische Fragen bleiben dabei unberücksichtigt: Wer kann in unserer Gesellschaft seinen Kinderwunsch auf wessen Kosten realisieren? Wer profitiert von diesem globalen Geschäftsmodell und wer zahlt dafür den Preis? Welche Kinder sind gewollt? Welche Familienmodelle sind gewollt? Die Leihmutter sowie auch die Eizellgeberin nehmen gesundheitliche und psychologische Risiken in Kauf für die Kinderwunscherfüllung einer dritten Person. Für das Kind können aufgrund seiner besonderen Entstehungsgeschichte und der Auseinandersetzung mit drei, vier oder sogar fünf wesentlich daran beteiligten Erwachsenen Identitätsunsicherheiten entstehen.

Die psychischen und physischen Zumutungen und Risiken, denen Kinder durch eine Leihmutterschaft ausgesetzt werden (u.a. Frühgeburtlichkeit, Traumatisierung durch den abrupten Verlust der ersten existentiellen Beziehung), werden in der Debatte zumeist komplett ausgeblendet. Der Blick ist auf Glück und Gewinn der sogenannten Wunscheltern gerichtet, der Verlust und die Belastungen für die Kinder finden selten Erwähnung.

All dies wird in Kauf genommen, um den Kinderwunsch zu verwirklichen, dabei gibt es                                       kein Recht auf ein Kind.

Eine Liberalisierung der Gesetzgebung verhindert zudem keineswegs die Beendigung der Inanspruchnahme des internationalen Marktgeschehens, sodass auch weiterhin reproduktive Mobilität gefördert würde.

UnterzeichnerInnen

Spenderkinder e.V.

BioSkop e.V.

TERRE DES FEMMES e.V.

Gisela Rust (Adoptionsexpertin)

Brigitte Siebert (Adoptionsexpertin)

Reagenzglasbaby (Youtube-Kanal)

 

          

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